Straßenbahn und Rollstuhl-Lift
Der Lift als Einstiegshilfe für Rollstühle
Wenn von Barrierefreiheit im ÖPNV die Rede ist, sollte man hinsichtlich europäischer Regelungen nicht vergessen, wie unterschiedlich bisher Lösungsansätze aussehen.
Bei Niederflur-Straßenbahnen denkt manch Vertreter von Interessen von Menschen mit Behinderung an die Rampen-Lösung, die er in seiner Heimatstadt gesehen hat. Andere wissen: in manchen Gegenden gibt es keine Rampen für die dortige Niederflur-Straßenbahn - „weil es die nicht braucht“. Wobei man unterscheiden muß, wer da sagt, daß es die nicht braucht, die Betroffenen oder das Verkehrsunternehmen. Bei Rollstuhl-Lift an der Straßenbahn denken manche in Deutschland an die Lösung in München mit einem Lift an der ersten Tür.
Es gibt den Rollstuhl-Lift aber auch nachgerüstet an hochflurigen Straßenbahnfahrzeugen.
Wie sieht das mit barrierefreien Straßenbahnen und Haltestellen in der EU aus? Beispiel Timișoara vor der Anlieferung der aktuellen Niederflur-Triebwagen aus türkischer Produktion (Einschätzung von Experten auf der InnoTrans 2022: ungünstig gestaltete Rollstuhlplätze, zu kurze Klapprampe). Gezeigt wird im nachfolgend genannten Video ein hochfluriger Triebwagen mit Rollstuhl-Lift an der hinteren Fahrgasttür. Man achte auch auf Barrieren auf dem Bahnsteig und den Zeitbedarf. Bei Film-Minute 5:45 ist die Plattform zum Auffahren im Rollstuhl bereit. Ach so, die Ankunft am Bahnsteig erfolgte etwas von dem Start des Video-Clips. Etwa 50 Sekunden später ist der Rollstuhl mit dem Lift des Herstellers Palfinger an Bord der Straßenbahn angekommen. Nochmals etwas über eine Minute später ist der Lift wieder eingefahren. Aus der Beschreibung geht hervor, daß dies der vierte Triebwagen war, bei dem es schließlich klappte. Immerhin war auch der Fahrer der nachfolgenden Bahn die ganze Zeit dabei.
Video-Clip „Tramvaiul din Timișoara Scaun cu rotile“ auf www.youtube.com/watch?v=_64QxI4D_fA (Video, 7:51 min)
In einem Artikel im Internet zum Thema schlagen Menschen mit Behinderung vor, die Fahrer müßten geschult werden. Rollstuhlfahrer wären zu selten mit der Straßenbahn unterwegs, damit bei den Fahrern das Gelernte nicht wieder vergessen würde. Der Verkehrsbetrieb stellt auf durchgeführte Schulung ab und stellt es so dar, daß der Fahrer noch Anfänger sei. Und was war mit den Bahnen davor?! Die waren erfahren genug, davon zu fahren?!
„Wir wollten mit der Straßenbahn fahren und sehen, ob die Fahrer den Rollstuhl-Lift benutzen. Bei einer Straßenbahn funktionierte der Lift nicht, der Fahrer wußte nicht, daß er die Türen ein wenig schieben mußte. Der Lift ist sehr gut verarbeitet, er ist wirklich ok. Erst bei der vierten Tram ist uns das gelungen“, sagt Andreea Raluca Herbei, Vizepräsidentin des Vereins Ceva de Spus (frei übersetzt Etwas zu sagen). Gründe für die Nichtbenutzung gemäß Website des Vereins: 1. Bahn: der Fahrer wußte nicht, wie der Lift funktioniert, 2. Bahn: Der Fahrer hat den Lift nicht benutzt, 3. Bahn: die Fernbedienung fehlte, 4. Bahn: siehe Film. Der erstaunte Leser erfährt zum Vorgehen: man ruft als Mensch im Rollstuhl eine Hotline an und die informiert den Fahrer der Straßenbahn...
(bk, 2022-11-13)