Plätze für Rollator-Nutzer im Mireo

Sitzplätze für Mobilitätseingeschränkte mit Rollator

Bei der S-Bahn Rhein-Neckar sind nun die neuen Triebzüge des Typs Mireo (oder auch Baureihe 463) vom Hersteller Siemens im Einsatz. Worüber die Behinderten-Vertreter in der Region mit DB Regio und mehr noch den Aufgabenträgern sprechen (wollen)? Die Liste ist lang, derzeit 23 Punkte.

Jede einzelne Barriere hat ihre Auswirkungen. Eine Reihenfolge nach Wichtigkeit sehe ich hier deshalb nicht. Auf dieser Seite geht es um die Sitzplätze für Menschen mit Rollator.

Wo anfangen, viele Mitmenschen, auch Leser hier, werden nach kurzem Überlegen an das denken, was ihnen zum Thema aus eigener Beobachtung einfällt: der Mehrzweckbereich. Man könnte und sollte das mal genauer betrachten, denn - soviel verrate ich gleich am Anfang - im Sinne der gültigen Normen ist diese Idee längst nicht mehr.

Sicher im Zug mit Rollator

Auf der Internet-Seite "Informationen für Fahrgäste mit Mobilitätseinschränkung" (siehe bahn.de - Eingeschränkte Mobilität) steht unter anderem folgende Formulierung unter "Willkommen im Zug": "...Sie finden geeignete Sitzplätze zum Umsetzen und Stellflächen für Ihren Rollstuhl oder Rollator..."

Das ist schon mal gut. Aber wo??? --- Das steht dort nämlich nicht.

Auf einer anderen Website (Eine Initiative der Mitteldeutschen Regiobahn, also einem anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen; siehe sicher-im-zug.de - Mit dem Rollator) findet sich unter anderem folgende Formulierung: "Tipp: Alle Regionalwagen verfügen über Mehrzweckbereiche, in denen Sie ausreichend Platz für Ihren Rollator finden".

Natürlich sind die Angaben dort nicht wirklich aus Sicht der Betroffenen geschrieben. Trotz des Hinweises auf den Mehrzweckbereich steht dort auch "Einsteigen mit dem Rollator: Nutzen Sie zum Einsteigen am besten die weniger genutzten hinteren Türen. Im Zug auf den Rollator gestützt durchgehen, das klappt natürlich nicht, schon wegen der Gangbreite in den Wagen. Also bleibt für Menschen mit Rollator nur da einzusteigen, wo sie im Zug hin wollen. Also bei den Rollator-Plätzen. Doch wo sind die?

Praxisnäher steht auf wiederum einer anderen Website (diesmal eines Herstellers von Rollatoren; der Artikel ist aus Sicht Verkehrsunfallprävention und Seniorenarbeit geschrieben; siehe saljol.de - Rollator in Bus und Bahn) folgender Hinweis: "Rollator während der Fahrt sichern - Sind Sie dann im öffentlichen Verkehrsmittel angekommen, sichern Sie Ihren Rollator mit der Feststellbremse und halten Sie ihn dabei fest, so dass er nicht umfallen kann und evtl. andere Fahrgäste verletzen könnte".

Allerdings: nach meiner Einschätzung aus zahlreichen Gesprächen mit Menschen mit Rollator wird schon "Gehen Sie zu einer Informationsveranstaltung" nicht gut genug angenommen. Mangels Angebot, mangels Kenntnis über das Angebot, mangels Interesse.

Auch ohne konkreten Ratgeber wird dann das umgesetzt: "Es geht los: Packen Sie Ihre Tasche - Bereiten Sie sich vor Antritt der Fahrt ein wenig vor ... mit einer Liste der Reise-Utensilien". Leer wird das Körbchen oder die Tasche weder aus eigenem Antrieb noch in Folge solcher Ratschläge sein. "Achten Sie darauf, dass Ihre Gehhilfe nicht zu sehr beladen ist" steht dazu auf sicher-im-zug.de.

Wie auch immer: "Tipps für das Einsteigen und die Fahrt in Bus und Bahn mit Rollator - Versuchen Sie, wenn es möglich ist, immer vorne einzusteigen, signalisieren Sie dem Fahrer, dass er bitte erst losfahren soll, wenn Sie Platz genommen haben. So sind Sie auf dem sichersten Weg. Steigen Sie vorwärts ein, beim Aussteigen mit Rollator aber rückwärts hinaus". Das stammt wiederum von www.saljol.de.

"So finden Sie den richtigen Sitzplatz: Bitten Sie in vollbesetzten Bussen und Bahnen Fahrgäste, für Sie aufzustehen. Sie haben zwar keinen Anspruch auf einen Sitzplatz, bei einer netten Frage stehen andere Fahrgäste bestimmt gerne für Sie auf. Setzen Sie sich im Fahrzeug entgegen der Fahrtrichtung auf einen Sitzplatz, aber niemals auf ihren Rollator. Die sichersten Plätze sind die mit dem Rücken zum Fahrer, also entgegen der Fahrtrichtung weil Sie bei einem Bremsmanöver nicht vornüber nach vorne fallen sondern lediglich stärker in Ihren Sitz gedrückt werden".

Kluge Ratschläge gibt es also viele. Allerdings streuen die von "vorne" bis "hinten" einsteigen und beschreiben den geeigneten Sitzplatz ohne Rücksicht auf das Angebot. Womit wir beim Angebot angekommen sind.

Stehen, gehen, stürzen und der Rollator

Ausgangs-Situation bei Rollator-Nutzern: nicht mehr lange genug gehen oder stehen können. Das beabsichtigte Ziel der Rollator-Nutzung: mehr Sicherheit beim Gehen, dabei das Risiko eines Sturzes reduzieren, ab und zu hinsetzen können. Und das für Drinnen und Draußen, andernfalls wäre das kein Fall für die Betrachtungen zur Mitnahme in Eisenbahn-Fahrzeugen.

Nach einem Beratungsgespräch in einem Sanitätshaus kann sich aus dem Einsatzzweck, der Körpergröße, dem Gewicht, das noch gehoben werden kann und allerlei weiteren Parametern ein konkretes Rollator-Modell ergeben haben. Auch im Supermarkt und im Internet findet sich ein Modell. Ob die Bereifung zum Einsatzzweck passend ist, ob Reflektoren für die Dunkelheit beim Schnäppchenpreis dran sind, wer sich wenigstens von Zeit zu Zeit um die Einstellung der Bremsen kümmern wird?

Rollator - offenbar für eine kleinere Person

Bild 1: ein Rollator

Ob mit einem komfortablen, festen, gepolsterten Sitz für verbesserten Halt, Sitz-Rückengurt zum bequemen Anlehnen beim Sitzen, einer Klingel und LED-Beleuchtung oder einem Stockhalter oder gar einem Schirmhalter (Regen oder Sonne?), einer wetterfesten Tasche um alles gut und sicher und auch bei Regen zu verstauen (oder lieber einem abnehmbarer Korb?), das Grundmodell ist oft erweiterbar und wird dabei auch immer etwas schwerer. Von wegen: klappbar, dazu gleich mehr.

Mitnahme orthopädischer Hilfsmittel bei DB

Was sagt eigentlich der "Leitfaden für die Mitnahme orthopädischer Hilfsmittel" der Deutschen Bahn zu Rollatoren?

Nachlesen können Sie das bei Bedarf unter: bahnhof.de - Leitfaden Mitnahme orthopädischer Hilfsmittel (pdf-Datei, 13 Seiten).

Der Leitfaden kennt den Rollator als beidarmig bediente Gehhilfe. Sie "werden nicht mit einer Einstiegshilfe verladen" (also nicht mit einer Faltrampe oder gar einem Hublift), allerdings "Servicemitarbeiter unterstützen jedoch beim Ein- und Ausstieg, sofern dies benötigt wird". Was wohl weniger von der Notwendigkeit an sich abhängt und wiederum eine Anmeldung voraussetzt, weil dieses Personal sonst nicht zur Stelle sein wird.

Dann kommt da noch die Überlegung "Fast alle Gehhilfen sind klappbar und können durch Begleitpersonen oder das Zugpersonal unter oder zwischen den Sitzen bzw. in den Gepäckregalen verstaut werden". Aus eigener Kraft, also selbständig, das geht wohl nicht. Also müßte beim Ein- und rechtzeitig vorm Aussteigen dazu das Zugpersonal zur Stelle sein. Irgendwie schräg die Vorstellung, daß der Fahrer des Mireo vor dem Halt an einem Bahnhof am Sitzplatz des Rollator-Nutzers eintreffen soll! Oder ist etwa sichergestellt, daß in Abhängigkeit von der Bauart stets Bordpersonal die Fahrgäste umsorgt? Ansonsten dürfte der Blutdruck des Rollator-Nutzers - wo bleiben die bloß, ich muß hier raus - bedenkliche Werte erreichen.

Begleitpersonen dabei haben müssen, obwohl man mit dem Rollator noch ein wenig Selbständigkeit bewahren wollte? Auch eine schräge Idee.

"Nicht klappbare ... Rollatoren ... werden auf dem Rollstuhlstellplatz befördert, sofern das Merkzeichen „G“ im Schwerbehindertenausweis vorhanden ist", besagt diese Regelung der DB. Nicht jeder Rollator-Nutzer hat so einen Ausweis und folglich dann auch kein Merkzeichen darin. Auf dem Rollator in einem Verkehrsmittel sitzen ist keine gute Idee, also wäre Umsetzen angesagt.

Faltbar (klappbar) sind fast alle Rollatoren, zumindest das Grundmodell ohne Anbauten und ohne Zuladung. Nur ist das im praktischen Einsatz außerhalb der Wohnung nicht relevant. Schon die Tasche mit Einkäufen abhängen und vorab zu einen Sitzplatz tragen geht wegen der nachlassende Kräfte oft nicht mehr. Zumal man sich während der Fahrt festhalten muß. Den Rollator falten und unter oder gar über dem Sitz verstauen geht erst recht nicht. Oft schon deshalb nicht, weil danach das Abstützen für des Aufstehen nicht ginge. Also bleibt in aller Regel das, was der Polizei-Hauptkommissar in seinem o.a. genannten Artikel geschrieben hat: einen Sitzplatz aufsuchen, die Bremsen am Rollator anziehen und den während der Fahrt festhalten, damit der nicht umfallen und eventuell andere Fahrgäste verletzen kann. Also doch die Klappsitze im Mehrzweckbereich, wie die Schlauberger zu wissen glauben?

Deshalb diese Überlegung: die TSI PRM (Link siehe unten auf der Seite) enthält Vorgaben zu Sitzplätzen von Mobilitätseingeschränkten und Behinderten und beschreibt die unter dem Begriff Vorrangsitze. Unschwer nachvollziehbar dürfte für Sie sein, daß nur in seltenen Ausnahmefällen eine Person mit einem Rollator unterwegs ist, die das nicht eben genau wegen einer solchen Einschränkung tut. (Ok, vielleicht die Tochter, die ihrer alten Mutter einen Rollator aus dem Supermarkt mitbringt.) Ansonsten ist die Person mit Rollator auch eine Person mit einer Behinderung oder einer Einschränkung beim Gehen und / oder Stehen.

Sitzplätze bei Mitnahme des Rollators im Mireo

Nun zur Frage, wo es im Mireo Sitzplätze für Mobilitätseingeschränkte oder Behinderte mit dem orthopädischen Hilfsmittel Rollator gibt. Man könnte auf die Idee kommen, es zunächst mit einem der Vorrangsitze zu probieren um den zielsicher anzusteuern. Wer sich mit der Thematik Vorrangsitze noch nicht beschäftigt hat, wird sich fragen, was es denn damit auf sich hat. Regelungen finden sich in der Verordnung (EU) Nr. 1300/2014 der Kommission vom 18. November 2014 über die technischen Spezifikationen für die Interoperabilität bezüglich der Zugänglichkeit des Eisenbahnsystems der Union für Menschen mit Behinderungen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität - kurz gesagt der TSI PRM.

Von der Bezeichnung her - Sitzplätze für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Behinderung - könnte das die Lösung sein.

Der Triebzug Mireo für die S-Bahn Rhein-Neckar hat 26 solcher Vorrangsitze (gemäß einer frühen Darstellung des Sitzplans auf der Website des Herstellers in einem Datenblatt). Zwei davon liegen in der 1. Klasse und sind nur über zwei Stufen und einen Weg durch den Mittelgang zugänglich. Eine Fahrtberechtigung 1. Klasse bringt dem Rollator-Nutzer nichts, denn aus eigener Kraft den Rollator die zwei Stufen hinauf heben ist eher nicht das, was ein Rollator-Nutzer unter einer erstklassigen Reise verstehen wird. Außerdem passen Gangbreite und Rollator-Breiten nicht zu der Vorstellung, im Mittelgang angekommen auf den Rollator gestützt zum Platz gelangen zu können. Den Rollator gefaltet hintragen? Im Ernst?

Kleiner Exkurs zur Breite von Rollatoren: abgesehen von den Verkäufen im Supermarkt und im Internet wird ein Reha-Techniker darauf achten, wie groß die Person ist, für die er das Rollator-Modell auswählt. Zwischen den beiden Griffen dieser beidarmig bedienten Gehhilfe ist in aller Regel eine Sitzmöglichkeit vorgesehen. Links und rechts davon befinden sich die Griffe und mit ein wenig technischem Sachverstand wird man darauf kommen, daß sich unterhalb davon die Räder befinden müssen. Somit ergibt sich die Formel für die Breite aus Sitzbreite plus links etwa zehn Zentimeter für den Griff plus rechts etwa zehn Zentimeter für den Griff. Natürlich gibt es dabei Abweichungen nach oben und nach unten.

Stufen und Mittelgang des Mireo

Bild 2: Stufen und Mittelgang im Mireo
für die S-Bahn Rhein-Neckar

Allerdings war ich vor Jahren einmal sehr verwundert, als jemand bei einem Entwurf für eine Straßenbahn mit einer Außenbreite von 2,40 Metern bei zwei jeweils links und rechts von einem Mittelgang befindlichen Sitzbänken aus je zwei Einzelsitzen von vier Plätzen für Menschen mit Rollator nebeneinander sprach. Sitzbreite plus 2x10 Zentimeter, das sind um die 60 Zentimeter - zumindest als Größenordnung. Vier davon nebeneinander ergeben bereits die Außenbreite des Fahrzeugs, wobei dessen Innenbreite kleiner sein muß. Ok, der Mensch war eher politisch aktiv.

Wo also hin im Mireo? Die Vorrangsitze 1. Klasse scheiden aus den genannten Überlegungen im Normalfall aus. Von den Vorrangsitzen 2. Klasse befinden sich acht ebenfalls erreichbar über die beiden Stufen in Richtung der 1. Klasse, allerdings direkt nach dem Stufen-Aufgang. Wenn sich da ein Mensch mit Rollator in einer der beiden Vierer-Gruppen in Vis-à-vis-Anordnung setzt, stört sein Rollator entweder am Mittelgang oder am Sitzplatz daneben und dem Platz gegenüber oder gar allen davon. Stufenlos ist der Weg dahin über zwei Stufen ja ohnehin nicht, auch diese acht Plätze scheiden aus.

Die übrigen 16 Vorrangsitze 2. Klasse befinden sich in Reihenanordnung auf vier Stellen im Zug über die beiden Endwagen verteilt. An drei dieser Stellen wäre vom jeweiligen Einstiegsbereich aus der Bereich mit den Klappsitzen in Längsanordnung zu durchqueren, wo auch Fahrräder und Kinderwagen Platz finden sollen. Die Vorrangsitze liegen dort mit der Rückenlehne zum Mehrzweckbereich. Der Fußraum dort ist für den Rollator zu klein, der Rollator würde entweder den Mittelgang komplett zustellen oder unter Umständen nur die zwei benachbarten Sitzplätze blockieren. Oder samt seiner Tasche im Mehrzweckbereich ohne Blickkontakt stehen. Das dürfte keinem Rollator-Nutzer - aus vermutlich nachvollziehbaren Gründen - gefallen. Also scheiden auch diese 12 Vorrangsitze aus. Bei den verbleibenden vier Vorrangsitzen handelt es sich ebenfalls um solche in Reihenanordnung. Es gibt die gleichen Gründe gegen sie Eignung als Rollator-Plätze, abgesehen davon, daß der Rollator unbeobachtet hinter dem Vorrangsitz unmittelbar im Einstiegsbereich stünde. Das wäre erst recht übel.

Also ist keiner der Vorrangsitze an der derzeitigen Position für diese Nutzergruppe geeignet.

Man könnte noch an die beiden Sitzplätze für Begleiter von Rollstuhlfahrern denken. Positiv wäre daran aus Sicht der Rollator-Nutzer die Nähe zur Universal-Toilette. Ohne den Rollator wäre für viele der Weg zur Toilette ohnehin nicht machbar. Allerdings wären dann schon recht bald die Plätze für Rollstühle "belegt", weil der Rollator im Fußraum des Begleiterplatzes und beispielsweise mein eigener Rollstuhl räumlich nicht auf die Fläche passen. Außerdem ist da noch nicht Konkurrenz zu den Fahrrädern um die Rollstuhlplätze. Soll der eintreffende Rollstuhl-Nutzer den Rollator-Nutzer verscheuchen dürfen - oder draußen bleiben und auf den nächsten Zug warten? In den nur zwei Rollstuhlplätzen sollte man die Lösung nicht sehen.

Die Auslegung der TSI PRM dahingehend, daß die Plätze für Begleiter von Rollstuhlfahrern für Behinderte mit Rollator zu verwenden sein, dürfte man mißbräuchlich nennen können. Das und die Anrechnung von Rollstuhlplätzen auf Berechtigte für Vorrangsitze ist nämlich keineswegs aus der Norm abzuleiten. Ohne den Sitzplatz für den Begleiter eines Rollstuhlfahrers zu nutzen, müßte der Rollator-Nutzer an der Stellfläche für einen Rollstuhl auf dem Rollator sitzen - das kann nicht die Lösung sein.

Bleibt noch der normale Sitzplatz in Queranordnung hinter dem einen Rollstuhlplatz mit Blick auf den Schrank mit der Rollstuhlrampe (der Hilfssitz auf tot-geteilter Fläche). Den Rollator in der Schräge der dortigen, optisch derzeit gut kaschierten (zulässigen) Rampe im Boden festhalten wird zum Kraftakt für die körperlich weniger kräftigen Menschen mit Rollator.

Zugegeben, einen möglichen Sitzplatz mit Rollator dabei gibt es noch, nicht unbedingt mit jedem Rollator zugänglich und nur als Hindernis für Menschen auf dem Weg zur Toilette, doch das ist eigentlich an sich schon eine traurige Bilanz.

Warum so kompliziert machen - die Menschen mit Rollator sitzen doch erfahrungsgemäß gern auf den Klappsitzen im Mehrzweckbereich quer zur Fahrtrichtung. Das sprechen manche Mitmenschen sogar aus. Denen fällt trotz aller zuvor genannten Merkmale, Hinweise und Überlegungen nicht auf, das dieses "gern" mehr an fehlenden Alternativen liegt. Wer Fahrgast-Räume plant, der sollte das erkannt haben. Einzelne Aufgabenträger haben das bereits. Offenbar bisher leider nicht hier bei uns.

Ob über abgehobenen Ideen wie beim Ideen-Zug der DB Regio oder bei Umbauten von Doppelstock-Steuerwagen mit einem Mehr-Generationen-Bereich, erkannt ist das Problem fehlender Plätze für Menschen mit Rollator durchaus. Ob das jeweils gut gelöst wurde, darüber können die Meinungen allerdings auch aus einander gehen. Bei der Planung und in den Vorgaben für den Mireo für die S-Bahn Rhein-Neckar wurde das nicht mal fehlerhaft angegangen - es wurde schlicht komplett ignoriert.

Wie war das mit Sitzplätzen quer zur Fahrtrichtung? Stimmt, suboptimal für diesen Personenkreis. Wie ist das mit Klappsitzen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen und Behinderungen laut TSI PRM? Nicht wirklich im Sinne der Norm. Und jetzt?

Wenn man nun glaubt, das wäre im Nachhinein noch einfach zu ändern: Nö. Und jetzt? Von der aus seiner persönlichen Wahrnehmung zunehmenden Zahl an Nutzern von Rollatoren berichtete einer der ranghohen Beteiligten bei den Aufgabenträgern sogar von sich aus - nur eben nicht in Bezug auf diesen Triebzug...

Wird bei Ihnen in der Region in Zügen darauf geachtet, ob in dem genannten Sinn Sitzplätze für Menschen mit Rollator vorgesehen sind (also nicht Klappsitze im Mehrzweckbereich)? Wenn ja: gut. Wenn nein: dann könnten Sie an Hand dieses Beispiels erklären, wieso das eben nicht im Sinne der Barrierefreiheit und der vorgesehenen Benutzer dieser Plätze gelöst ist.

Wie lange wird es noch dauern, bis die Behinderten darauf vertrauen dürfen, daß Barrierefreiheit von Anfang an mit gedacht wird? Ohne frühzeitige Beteiligung solcher Organisationen der Behinderten, die sich mit der Thematik schon beschäftigt haben, wird das nichts.

Wer jetzt etwas nachschlagen will - den Text der TSI PRM auf Deutsch mit allem, was dort zu Vorrangsitzen geregelt ist, finden Sie über folgenden Link: eur-lex.europa.eu - TSI PRM auf Deutsch (pdf-Datei, 69 Seiten).


(bk, 2021-08-15)

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